Mobilitätsbudget statt Dienstwagen? Dies wird seit einiger Zeit in den Medien diskutiert und von deren Anbietern als Game Changer und Alternative zu starren Dienstwagenmodellen beworben. Ist es das aber wirklich? In der Realität kommt der gepriesene Motivationsbooster nur schleppend an. Ein differenzierter Blick in diesem Artikel gibt Aufschluß, wer in der Praxis einen Nutzen hat und wie man es als Unternehmen sinnvoll einsetzt.
Zunächst die gute Nachricht: Die Einführung von Mobilitätsbudgets kann eine sinnvolle und gute Ergänzung zu bestehenden Mobilitätsangeboten in Unternehmen sein. Oder um Mitarbeitergruppen zu versorgen, die bislang nicht in den Genuss von Firmenwagen & Co. kommen. Die schlechte Nachricht: Es ist (und wird es auch in Zukunft nicht sein) weder eine vollwertige Alternative zum Dienstwagen, noch ist es eine Allzweckwaffe zur Steigerung des Employer Branding. Mobilitätsbudgets sind ein definierter (z.B. monatlicher) Betrag, den das Unternehmen seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für unterschiedliche Fortbewegungsmittel zur Verfügung stellt. In der Regel betrifft dies den ÖPNV, Car Sharing, Fahrradleasing, usw. Vor allem relevant für Personaler und die „Compensation und Benefits“-Abteilung in Unternehmen, denn es stellt ausschließlich einen Mitarbeitervorteil für die private Nutzung dar. Kein Unternehmen wird bei einer Vermischung mit z.B. geschäftlichen Fahrten den Effekt wollen, dass Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter auf Kundenbesuche verzichten, weil das Budget für den Monat bereits aufgebraucht oder für einen anstehenden privaten Trip gedanklich schon verplant ist.
Eine gute Investition…?
Mobilitätsbudgets sind ein Benefit. Und Benefits sind in der Regel mit Kosten verbunden. Das muss Unternehmen bewusst sein, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Mobilitätsbudgets sind eine Investition, um das eigene Unternehmen attraktiver für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu machen, um die Marke zu stärken und sich zu positionieren.
Besonders gut eignen sich Mobilitätsbudgets für Gruppen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, für die ein Dienstwagen als Benefit nicht vorgesehen bzw. kostenseitig nicht zu rechtfertigen ist. Während immerhin Vollkosten von ca. 10.000 Euro pro Jahr für einen Dienstwagen anfallen, kann man bereits für ein paar hundert Euro pro Jahr seinen Leuten einen spürbaren Zuschuss für die persönliche, flexible Mobilität geben. Es ist also gut skalierbar und kann damit in den bestehenden Benefit-Rahmen im Unternehmen eingepasst werden. Dies ist sowohl für Akzeptanz aber auch für die Stimmung ein wichtiger Faktor.
…oder eine gute Sparmaßnahme?
Ein weiterer Fall, in dem Mobilitätsbudgets eine Rolle spielen können, ist in der Kombination mit Dienstwagen als Benefit. Die Betonung liegt hierbei auf Benefit, da eine Verbindung mit einem Dienstwagen als Arbeitsmittel (z.B. im Vertrieb oder Service) in der Regel nicht sinnvoll ist. Insbesondere, wenn dieser als Teil des Außenauftritts eines Unternehmens gewissen Standards unterliegt und die Funktion im Vordergrund steht. Wenn allerdings die Wahl besteht, kann z.B. ein Fahrzeug mit niedrigerer Leasingraten gewählt werden und die Differenz zum zustehenden PKW-Budget als Mobilitätsbudget eingesetzt werden. Es gibt zwar Anbieter, die aus solchen Modellen für das Unternehmen z.T. hohe Kostensenkungspotenziale ausweisen. Dies geht aber im Grunde einher mit einem freiwilligen Verzicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Benefits, die eigentlich Vergütungsbestandteil sein sollten.
Trau, schau, wem!
Sie haben sich grundsätzlich für die Einführung von Mobilitätsbudgets entschieden? Dann ist der nächste Schritt die Überlegung, welche (Mobilitäts-)Dienstleistungen durch die Begünstigten hierüber in Anspruch genommen werden sollen. Dies ist auch der richtige Zeitpunkt für Unternehmen, genau hinzuschauen und einen Steuerexperten hinzuziehen. Denn abhängig von der jeweiligen Leistung muss durch das Unternehmen ein geldwerter Vorteil versteuert werden.
Die Auswahl des Anbieters, mit dem ein Mobilitätsbudget eingeführt wird, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Neben der Frage, welche Dienstleister hierüber in Anspruch genommen werden können, gibt es unterschiedliche Formen der Abrechnung. Im Wesentlichen ist zu unterscheiden, ob der Dienstleister z.B. direkt eine Zahlungsfunktion integriert hat und dies konsolidiert an das Unternehmen berechnet oder der Mitarbeiter vergleichbar mit einer Reisekostenabrechnung Belege einreicht, die bis zu einer bestimmten Grenze erstattet werden. Hierbei wird dann auch direkt die steuerlich korrekte Behandlung gewährleistet, denn Taxikosten müssen anders verbucht werden als ein Ticket des öffentlichen Nahverkehrs.
Mobilitätsbudgets sind also eine gute Ergänzung zu bestehenden Dienstwagen- und Benefit-Modellen. Ersetzen werden sie den Dienstwagen auf absehbare Zeit nicht und der Erfolg ist abhängig von den Bedürfnissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber auch vom Angebot der Mobilitätsdienstleister vor Ort: wenn der Firmensitz auf dem Land ist und die Anbindung an Öffentliche Verkehrsmittel oder Car Sharing Anbieter keine wirkliche Alternative zum Auto bietet, wird auch ein Mobilitätsbudget kein Highlight für die Mitarbeiter sein.